Toast Hawaii – Fernweh aus der Dose | die Besserbissen Kolumne
Wie die Ananas auf Schinken landete.
Mein Freund Olf schickte mir ein Bild eines perfekt zubereiteten Toast Hawaii mit der Beschreibung: „Schnell, schmackhaft, gut, günstig, retro und stets beliebt!“ Besser hätte es auch Clemens Wilmenrod, der legendäre Fernsehkoch und angebliche Erfinder der Delikatesse, nicht formulieren können.
Genauso wie es kein Bier auf Hawaii gibt, ist auch die Ananas ursprünglich nicht dort beheimatet. Erst James Dole, der 1901 die „Hawaiian Pineapple Company“ gründete, baute die süßen Früchte dort im großen Stil an. Leider verrottete anfangs das empfindliche Obst während des Transports. Erst das Konservieren in Dosen legte den Grundstein des Erfolgs. Noch bevor Tiefkühlkost die hiesigen Gefriertruhen füllte, traten in Dosen konservierte Lebensmittel ihren Siegeszug an. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die in Scheiben geschnittene Ananas auf dem Schinken landete.
Die Kombination von süßer, exotischer Frucht und salzigem Schweinefleisch eroberte schnell das Deutschland der Nachkriegszeit. Was einigermaßen erstaunte, war doch diese Zusammenstellung in den 50er Jahren eine kulinarische Revolution. Herzhafte und zugleich süße Gerichte waren damals eher die Ausnahme.
Doch der Toast Hawaii traf den allgemeinen Geschmack und ebnete den Weg für allerlei Variationen – von der Pizza bis zum Schnitzel. Vorteilhaft war sicher auch die einfache Zubereitung, für die mir Olf noch zwei gute Tipps von seiner Frau mit auf den Weg gab: anstelle von normalem Toastbrot ein gutes Vollkorntoast verwenden und dieses dünn mit Crème fraîche bestreichen.
Sie benötigen für 4 Personen:
4 Scheiben Toast
4 EL Crème fraîche
4 Scheiben ungezuckerte Ananas aus der Dose
4 Scheiben Kochschinken
4 Scheiben Gouda
2 Cherry-Tomaten oder 4 Cocktail-Kirschen
Das Brot toasten, dünn mit Crème fraîche bestreichen und mit einer Scheibe Schinken, einem Ananasring sowie dem Käse belegen. In die Mitte die halbierte Cherry-Tomate mit der Schnittfläche nach oben setzen. Unter dem Grill im Ofen gratinieren, bis der Käse geschmolzen und leicht gebräunt ist.
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, diese doch recht einfache Zusammenstellung zu verfeinern. Sie können das Toastbrot selbst backen, verschiedenen Käsesorten probieren oder anstelle des Schinkens ein zart rosa gegartes Schweinefilet verwenden.
Dagegen bringt frische Ananas keine Verbesserung. Sie enthält Enzyme, die Proteine in Milchprodukten zersetzen können, sodass diese bitter schmecken. Qualitativ hochwertiger ist allerdings ungezuckerte Dosenware. Sie hat den Vorteil, dass hierfür reife und aromatische Früchte geerntet und verarbeitet werden. Wie viele andere nicht-klimakterische Obstsorten reift auch eine Ananas nach der Ernte nicht mehr nach. Sie wird zwar weicher, gewinnt jedoch nicht mehr an Süße und komplexen Aromen.
Torsten Kluskes Kolumne „Kluskes Besserbissen“ erscheint jeden Samstag in der Braunschweiger Zeitung. Online nachzulesen hier.